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Fruchtbarkeit: So mobilisieren Sie die Reserven

In vielen Ferkelerzeugerbetrieben ist bei der Sauenfruchtbarkeit noch „viel Luft nach oben“. Hier einige Tipps, wie Sie die Reserven mobilisieren können.

Lesezeit: 7 Minuten

Rund um die Besamung ihrer Sauen können Ferkelerzeuger richtig Geld verdienen – aber auch verlieren, wenn sie das Besamungsmanagement nicht im Griff haben. Ziel ist, möglichst viele Sauen mit möglichst vielen Früchten tragend zu bekommen.

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Schnell gelesen

  • Im Deckstall können Ferkelerzeuger viel Geld verdienen – oder verlieren, wenn sie bei der Besamung Fehler machen.

  • Der Ferkelindex zeigt, welche großen Auswirkungen kleine Abweichungen der Abferkelrate und der Wurfgröße haben.

  • Auswertungen in 84 Praxisbetrieben ergaben zum Teil gewaltige Leistungsunterschiede zwischen den Ferkelerzeugern.

  • Viele Landwirte starten die Rauschekontrolle zu spät und unterscheiden nicht zwischen Früh-, Normal- und Spätrauschern.

  • Der Besamungszeitpunkt ist jedoch entscheidend für den Besamungserfolg.

Das folgende Beispiel verdeutlicht die wirtschaftliche Größenordnung. Nehmen wir an, ein Ferkelerzeuger erreicht mit seinen Sauen eine Abferkelquote (AFQ) von 85 %. Das heißt, dass 85 % der besamten Sauen auch tatsächlich abferkeln. Und die Wurfgröße beträgt 15,5 gesamt geborene Ferkel (ggF). Dann errechnen sich daraus 1.318 gesamt geborene Ferkel je 100 besamte Sauen.

Entscheidend ist der Ferkelindex

Diesen Wert bezeichnet man als Ferkelindex. Er dient dazu, den Besamungserfolg und damit das Besamungsmanagement zu überprüfen. Gelingt es dem Landwirt, durch ein optimiertes Besamungsmanagement die Abferkelquote um 3 % und die Wurfgröße um 0,5 Ferkel zu steigern, erhöht sich dadurch die Zahl der gesamt geborenen Ferkel um 90 – wohlgemerkt bei gleichem Zeitaufwand und ohne eine einzige zusätzliche Spermaportion zu verwenden.

Für einen Betrieb mit 700 Sauen, der im Drei-Wochen-Rhythmus arbeitet, bedeutet das unter dem Strich alle drei Wochen 90 zusätzlich geborene Ferkel (siehe Übersicht 1). Bei einem Ferkelpreis von 80 € errechnet sich daraus ein Mehrerlös von 7.200 €. Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht das fast 125.000 €! Wobei man die Ferkelverluste allerdings noch abziehen muss.

Der Mehraufwand lohnt sich!

Immer wieder hört man das Argument, dass die Arbeitsbelastung ohnehin schon hoch sei und man daher nicht noch mehr Zeit in die Besamung investieren könne.

Wenn in der Besamungswoche jedoch nur vier AK-Stunden zusätzlich investiert werden, z. B. um am Montag bzw. Dienstag eine weitere künstliche Besamung durchzuführen, ergeben sich da-raus bei einem Stundenlohn von 20 € unter dem Strich 80 € zusätzliche Kosten. Wenn es gleichzeitig aber gelingt, dass dadurch zwei Ferkel mehr geboren werden, errechnet sich daraus ein zusätzlicher Erlös von 160 €. Abzüglich des höheren Arbeitsaufwandes bleiben unter dem Strich 80 € zusätzliche Einnahmen! Der Einsatz lohnt sich also.

Noch viel Potenzial in den Betrieben

Doch wie sieht es in der Praxis aus? Welches Potenzial schlummert hier noch ungenutzt in den Betrieben? Um dies zu klären, haben wir mit dem db-Sauenplaner 63.437 Würfe aus 84 Betrieben der VzF-GmbH Uelzen für das Wirtschaftsjahr 2022/23 ausgewertet. Die Betriebe hielten im Schnitt 336 Sauen.

Für jeden Betrieb wurden die durchschnittliche Umrauscherrate und die Abferkelquote berechnet. Die Umrauscherrate beschreibt den Anteil der umgerauschten an den insgesamt belegten Sauen. Zudem ermittelten wir die Wurfgröße bei der Geburt (lebend geborene Ferkel) und beim Absetzen. Als weitere Kenngrößen wurden die Absetz-Beleg-Tage, die Anzahl der Würfe sowie die Zahl abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr erfasst. Abschließend wurde der Ferkelindex berechnet.

Die Umrauscherrate betrug im Mittel aller 84 ausgewerteten Betriebe 7,6 %. Wobei es große Unterschiede zwischen den Betrieben gab. Die Spanne reichte von 0 % im besten bis zu 24 % im Betrieb mit dem schlechtesten Ergebnis.

Enorme Leistungsspanne in der Praxis

Durchschnittlich 7,2 % der Sauen verließen nach dem Belegen den Betrieb, entweder als Umrauscher, Spät-umrauscher, wegen Aborten, Verletzungen oder weil sie verendeten. Die Abferkelquote betrug im Schnitt 85 %. Auch die Wurfgröße wies eine große Spanne auf. Der Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten Betrieb betrug 5,9 lebend geborene Ferkel. Hier könnte die verwendete Sauengenetik eine Rolle spielen. Allerdings sind hier die Unterschiede zwischen den Herkünften in den letzten Jahren deutlich kleiner geworden.

Ebenfalls groß war die Streubreite bei der Zahl der abgesetzten Ferkel pro Wurf (10,5 bis 15,3) und erst recht bei den abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr. Hier liegen Welten zwischen dem schlechtesten Betrieb, der 23,2 Ferkel absetzen konnte und dem leistungsstärksten, dem es gelang, 36,4 Ferkel pro Sau und Jahr abzusetzen.

Nicht zu spät mit der Rauschekontrolle beginnen!

Beim Ferkelindex (FI) zeigt sich dann das ganze Ausmaß des Dilemmas: Hier erzielte der leistungsschwächste Betrieb lediglich 885 lebend geborene Ferkel je 100 besamte Sauen, während der Spitzenreiter mit einem FI von 1.581 ein fast doppelt so gutes Ergebnis einfahren konnte! Knapp die Hälfte (45,8 %) der Betriebe wies eine Umrauscherrate von 8,2 % und eine Abferkelquote von 84,7 % auf. Das ist alarmierend. Zumal die 25 % besten Betriebe zeigen, was im Gegensatz dazu möglich ist. Denn sie schafften eine Umrauscherrate von weniger als 5 % und erreichten eine Abferkelquote von 89 % oder darüber.

Doch wo hapert es bei den weniger erfolgreichen Ferkelerzeugern? Häufige Fehler sind, dass die Rausche nur einmal täglich bzw. unregelmäßig kontrolliert wird. Zudem unterscheiden etliche Landwirte nicht zwischen Früh-, Normal- und Spätrauschern. Und die Zeitintervalle zwischen Duldung und Besamung bzw. die empfohlenen Abstände zwischen den Besamungen werden oftmals nicht eingehalten.

Beispiel: Einige der ausgewerteten Betriebe besamen die abgesetzten Sauen deutlich zu spät:

  • Die erste KB erfolgt am Montag gegen 13.30 Uhr – selbst dann, wenn die Sauen bereits am Mittwoch der Vorwoche abgesetzt wurden;

  • die zweite KB wird dann am Dienstagmorgen gegen 8 Uhr durchgeführt;

  • und bei Bedarf erfolgt eine dritte KB am Mittwoch zwischen 7 und 8 Uhr.

Zweimal täglich die Duldung kontrollieren

Das Problem: Die Besamung am Dienstagmorgen ist für manche Sauen die zweite KB, für andere Tiere hingegen die erste KB. Denn die Duldungsbereitschaft der Sauen wird nur einmal täglich geprüft, und es wird nicht zwischen Früh-, Normal- und Spätrauschern unterschieden. Übersicht 2 zeigt das Besamungsmanagement dieser Betriebe (Ist-Zustand) im Vergleich zu den grün eingetragenen gängigen Beratungsempfehlungen (Soll-Zustand) für Früh- und Normalrauscher.

Generell gilt: Wer seine Ferkel am Mittwochmorgen absetzt, muss drei Tage später mit der Rauschekontrolle beginnen, also am Samstagmorgen. Frührauscher, die z. B. am Samstagnachmittag den Duldungsreflex zeigen, sollten 24 Stunden später dann zum ersten Mal besamt werden, das ist am Sonntagnachmittag. Die zweite KB erfolgt dann am Montagmorgen.

Im vorliegenden Beispiel beginnt der Ferkelerzeuger aber erst am Montagmittag (13.30 Uhr) mit den Besamungen. Für früh und normal rauschende Sauen ist das zu spät.

Den optimalen Besamungszeitpunkt treffen

Fakt ist: Der Besamungszeitpunkt ist entscheidend für den Besamungserfolg. Alles orientiert sich am Zeitpunkt der Eisprünge. Da die Eizellen der Sau nur vier und die Spermien etwa 24 Stunden befruchtungsfähig sind, sollten die Sauen in der Zeitspanne von 20 bis 24 Stunden vor bis zur Ovulation besamt werden – längstens jedoch vier Stunden nach den Eisprüngen.

Die Eisprünge finden 30 bis 36 Stunden nach Beginn des Duldungsreflexes statt. Der Duldungsreflex liefert deshalb den entscheidenden Hinweis, wann eine Sau besamt werden muss. Um dessen Beginn nicht zu verpassen, führt man zweimal täglich bei der Rauschekontrolle einen Griff- oder Reittest bei den Sauen durch. Das geschieht am besten morgens und abends, jeweils außerhalb der Fütterungszeiten. Für die nötige Stimulation der Sauen sorgt die Anwesenheit eines oder mehrerer sexuell aktiver Eber, die sich im Idealfall während des Reittests im Kopfbereich der Sau aufhalten.

Mindestens zwei Mal besamen

In Übersicht 3 ist dargestellt, wie viele Stunden nach Beginn der Duldung die Sauen besamt werden sollten. Da sich der genaue Beginn der Duldung wegen des 12-, zumeist jedoch 8- bis 16-stündigen Abstands zwischen den Duldungskontrollen nicht exakt bestimmen lässt, werden zur Sicherheit zwei Besamungen durchgeführt, die künstliche Besamung (KB) 1 und KB 2.Mit der Rausche- bzw. Duldungskon-trolle sollte man nicht zu spät beginnen. Denn bei Altsauen kann die Rausche bereits ab dem dritten Tag nach dem Absetzen beginnen. Wer mittwochs absetzt, sollte also spätestens samstags mit der Rauschekontrolle starten, um auch Frührauscher nicht zu ver­passen.

Um den Überblick zu behalten, ist eine genaue Dokumentation unverzichtbar. Sobald eine Sau den Duldungsreflex zeigt, kann dies mit einem Viehzeichenstift oder Spray auf dem Rücken des Tieres notiert werden, z. B. in Form eines Striches. So werden auch die Besamungen dokumentiert, nur mit anderen Farben und Zeichen.

Broschüre zum Besamungsmanagement

Die Besamungsgenossenschaft GFS in Ascheberg hat ihre Broschüre zum Besamungsmanagement komplett überarbeitet und aktualisiert. Interessierte Landwirte können sie kostenlos unter  info@gfs-topgenetik.de  bestellen.

Ihre Meinung ist gefragt!

Haben sie weitere Tipps und Ideen, wie sich das Besamungsmanagement optimieren lässt? Schreiben Sie uns gern an anna.huettenschmidt.topagrar.com! Wir behalten uns vor, Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

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